Saisonbeginn am Freitag, den Dreizehnten


Für uns sind Freitage eigentlich gute Tage fürs Kranen zu Saisonbeginn, denn dann bleibt am Wochenende genügend Zeit, um das Boot segelklar zu machen und an den Sommerliegeplatz in die Flensburger Innenförde zu verholen. Und dieses gerne mit einem Zwischenstopp in Dänemark. Doch dieses Jahr gibt es ja keinen festen Sommerliegeplatz und daher hatten wir uns überlegt, den Krantermin relativ weit nach hinten zu verschieben. Nämlich auf Freitag, den 13. Mai!

MARRETJE wartet aufgehübst und dennoch vereinsamt im Winterlager

MARRETJE gibt endlich ihre Fläche für noch mehr Parkplätze frei

Vorfreude, bisher läuft ja alles glatt trotz Freitag, den 13.

Der Mast lag schon am Vortag bereit, damit wir rechtzeitig die Salinge, die Wanten, das Topplicht, die Windanzeiger und die Antenne wieder anbauen konnten. Wir haben sogar die Zeit genutzt, um den Mast endlich Mal zu ölen. Allerdings lag der Mast für das Mastsetzen verkehrt herum, so dass er noch schnell gedreht werden musste. Dabei fielen einige Wanten wieder aus ihren Halterungen und mussten neu eingesetzt werden, wobei der Windanzeiger einen Schlag abbekam, den er nicht ganz unbeschadet überstanden hat. Später nach dem Mastsetzen zeigte sich, dass sich das Oberwant auf der Backbordseite im Terminal verkantet hatte und nicht gespannt werden konnte. Regina ließ sich bis oben in den Mast ziehen, um zu versuchen, dieses zu richten und das Oberwant wieder einzuhängen. Was zum Glück gelang, so dass der Mast nicht noch einmal gelegt werden musste. 
Nach der kurzen Motorfahrt vom Kran in eine freie Box hatten wir den Füllstand des Kühlmittels im Motor geprüft. Das Kühlmittel hatten wir nach einer Inspektion des Wärmetauschers im Winterlager neu aufgefüllt. Beim Aufschrauben der Verschlusskappe war ein Soggeräusch zu hören und Kühlmittel lief gurgelnd aus der Kühlmittelpumpe. Diese Pumpe war also hinüber und wir mussten notgedrungen zunächst im relativ teuren Hafen Gelting bleiben bis der Motor wieder fahrbereit sein würde. Trotzdem machten wir mit den Vorbereitungen weiter, schlugen die Segel an und verbrachten das erste Wochenende an Bord. 

MARRETJE in ihrem Element

Kleine Ursache: Leckage der Kühlmittelpumpe, siehe roter Punkt

Große Wirkung: Motorbilge voll mit Kühlmittel

Kurz bevor wir am Sonntagabend gehen wollten, verabschiedete sich unser Bootsnachbar mit den Worten: „wenn mein Boot absäuft, ruft mich bitte nicht an und lasst es absaufen.“ Das machte uns nachdenklich und wir riskierten daher noch einen kurzen Blick in unsere Bilge. Wir stellten zu unserem Erschrecken fest, dass diese bis kurz unter die Bodenbretter mit Seewasser voll war. Also schnell leerpumpen und die Ursache finden. Der Schlauch vor der Seewasserpumpe hatte ein winziges Loch, welches durch die Schlauchschelle hereingedrückt worden war. Dort traten kleine Tropfen aus, die sich nach 2 Tagen zu etwa 50 Litern aufsummierten. Zum Glück haben wir das noch rechtzeitig gemerkt und behoben. Denn ein paar Tage später wären die Folgen ziemlich dramatisch gewesen. 

Kleine Ursache: Tropfen am Seewasserschlauch - große Wirkung 50 Liter in 2 Tagen

Aber es blieb ja noch das Problem mit der Kühlmittelpumpe, verschärft dadurch, dass Volvo Penta dafür einen Ersatzteilpreis von fast 700 € aufruft. Vergleichbare Pumpen für Autos kosten nur rund ein Zehntel. Da lohnt es sich, nach Alternativen zu suchen, und wenn man weiß, dass ein Volvo Penta MD2040 in Wahrheit ein grün lackierter Perkins Perama M35 ist, dann eröffnen sich Chancen. In England finden sich viele günstige Ersatzteilanbieter für Perkins Motoren, aber die Liefer- und Zollabwicklung erschien uns zu kompliziert. Ein deutscher Autoteilehändler bot die Pumpe recht günstig ab Lager an, konnte aber nach der Bestellung tatsächlich erst in 3 Wochen liefern, so dass wir die Bestellung stornierten. Letztlich wurden wir bei einem niederländischen Händler für Landmaschinenteile fündig und die Pumpe wurde per Express am Tag nach der Bestellung geliert und das für ca. 170 €. 
Der Einbau der Kühlmittelpumpe erfolgte noch vor dem Wochenende und alles schien gut zu funktionieren, so dass wir Gelting endlich mit Ziel Høruphav verlassen und Segel setzen konnten. Auf dem Weg dorthin schlief der Wind ein und wir motorten mit eher geringer Drehzahl die letzten Meilen in den Hafen und legten glücklicherweise am äußeren Ende einer Boxengasse an. Der schon gewohnte Kontrollblick in die Motorbilge zeigte ein buntes Farbenspiel von Flüssigkeiten: leuchtend rotes Kühlmittel innen, klarer Diesel außen und ein paar dunkle Punkte von altem Öl. 

Farbenspiel der Flüssigkeit in der Motorbilge

Zum wiederholten Male die Bilge sauberwischen

Das Kühlmittel tropfte aus einem Blindstopfen der neuen Pumpe und war daher kein dramatisches Problem. Dennoch sollten wir später mehrere Versuche benötigen, um das Problem zu lösen: Kühlmittel ablassen, Blindstopfen neu eindichten, Kühlmittel auffüllen, Motor laufen lassen, Blindstopfen auf Dichtigkeit prüfen, leider undicht, Kühlmittel ablassen … glücklicherweise dicht. 
Das Dieselproblem war da schon deutlich schwerwiegender. Schon im Winterlager hatten wir wiederholt mit Diesel in der Bilge zu kämpfen und wir hatten bereits versucht, dass Problem zu lösen. Zuerst wurde die Kraftstoffpumpe und ein poröser Schlauch zur Einspritzpumpe ausgetauscht. Doch das reichte nicht – es gab wieder Diesel in der Bilge. Dann wurden die Kojenbretter demontiert, der darunter liegende Tank freigelegt und eine weitere Quelle gefunden. Der Befüllschlauch mündet seitlich in den Tank, so dass bei vollem Tank immer Diesel im Schlauch stehen bleibt. Und der Tank war richtig voll. Die Schlauchschelle war zwar komplett angezogen, doch das reichte nicht, um den Schlauch dichtzupressen. Der austretende Diesel lief von der Anschlussstelle am Tank hinter ein Schott und dann in 2 Meter Entfernung im Bereich des Motors in die Bilge. Nach dem eine entsprechend kleinere Schlauchschelle montiert worden war, war dieses Problem gelöst. Nun gab es augenscheinlich einen dritte Leckagestelle für Diesel. 
Es zeigte sich nun, dass bei Motorbetrieb ein feiner Dieselstrahl aus einer der Leitungen der Einspritzpumpe austrat. So wollten wir den Motor nicht mehr benutzen, aber Høruphav erschien uns wegen der Entfernung von Flensburg nicht als guter Standort für eine Reparatur. Am Sonntagmorgen wurden wir durch ein befreundetes Boot aus dem Hafen geschleppt, wobei die Außenbox sehr hilfreich war, segelten nach Glücksburg (ein ganz tolles Segeln übrigens) und konnten in eine freie Box ohne Motor anlegen. 

Wir verlassen den Hafen Høruphav Dank Schlepper AYLA

Dort lag MARRETJE nun eine starkwindige, verregnete Himmelfahrtswoche lang, in der wir eigentlich einen kleinen Urlaubstörn geplant hatten. Ein Monteur baute die Einspritzpumpe aus, zerlegte und reparierte sie in seiner Werkstatt und baute sie zu unserem Glück noch vor dem Wochenende wieder ein. Perfekter Service und so 2.600 € für eine neue Einspritzpumpe gespart. Das Dieselproblem ist nun hoffentlich bis auf Weiteres gelöst. 

Der Motor ohne Einspritzpumpe

Erzwungene, aber willkommene Hafentage bei Sauwetter in der freien Himmelfahrtswoche

Danach verholten wir MARRETJE endlich in den Flensburger Industriehafen, wo wir glücklicherweise doch noch einen Platz für einen Monat bekommen haben: Box K13! 

PS: In einem Text, der „Freitag, den Dreizehnten“ thematisiert, taucht übrigens bisher 7 Mal das Wort Glück und kein Mal das Wort Pech oder Unglück auf. Wer ist da noch abergläubisch?

Auch die Genuaschiene freut sich auf die neue Saison ...

... mit prächtigen Segeltörns ...

... zu wunderschönen Zielen. z. B. der Fähranleger von Avernakø zu Pfingsten






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