Wir sind inzwischen an der Algarve im Süden Portugals angekommen. Unsere Idee für die Zeit hier war es, das immer noch hochsommerliche Wetter in den schönen Ankerbuchten zu genießen. Das neue Dinghi hatten wir in Oeiras bei Lissabon bekommen und dort direkt zusammen mit dem Außenborder ausprobiert. Funktioniert prima.
Doch es kam ganz anders. Wir hatten uns dazu entschieden in einem Nachttörn direkt von Lissabon an die Algarve durchzufahren und hatten das Cabo Sao Vincente und das Cabo de Sagres noch früh morgens bei Mondschein gerundet.
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Wunderschöner Sonnenaufgang an der Algarve: da war die Welt noch in Ordnung
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Gegen acht Uhr morgens schlief der Wind ein und da wir keine Lust hatten, in der Welle zu schaukeln, wurde der Motor gestartet. Was für ein Schock: Nach den Einkuppeln hatten wir keinen Vortrieb. Auch im Rückwärtsgang nahmen wir keine Fahrt auf.
Hatten wir etwa eines der zahlreichen Fischernetze eingefangen? Aber beim Einkuppeln passierte einfach nur gar nichts. Ein blödes Gefühl.
Also musste der Motor wieder aus und nun hieß es so gut wie möglich mit dem wenigen Wind weiter zu segeln. Es waren ja nur noch 10 Meilen bis Lagos und 15 Meilen bis Portimao, den beiden am nächsten gelegenen Marinas.
Wir kamen allerdings nur sehr langsam voran. Manchmal trieben wir sogar durch die Tidenströmung rückwärts. Daher brauchten wir einen Holeschlag Richtung Süden, um uns von der Küste frei zu halten. Das gelang mit weniger als 1 Knoten Fahrt.
Im Laufe des Vormittags hatten wir schon einmal bei den Marinas in Lagos und Portimao angerufen, um abzuklären, ob eine Schlepphilfe verfügbar ist, wenn wir vor der Hafeneinfahrt angekommen sind. Dort wurde uns gesagt, dass die Marinas so einen Service am Sonntag nicht bieten können und dass wir die Marinepolizei anrufen sollen. Dort wurde uns die Nummer einen Abschleppdienstes genannt, bei dem allerdings auch nur den Anrufbeantworter anwesend war. Solange wir nicht in Seenot geraten, mussten wir es also weiter schaffen, bei wenig Wind in brütender Hitze und nach einer Nacht mit wenig Schlaf. Immerhin wurde uns gesagt, dass mittags eigentlich immer Wind aufkommen würde - eigentlich, nur heute nicht.
Das größte Risiko bestand darin, sich der Küste zu weit zu nähern, solange sich noch kein stabiler Wind ausgebreitet hat, der uns manövrierfähig macht.
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Die Steilküste bei Lagos: schön und für uns bedrohlich zugleich |
Unsere Optionen waren:
Plan A: In Portimao in den Vorhafen segeln und dort im Schutz der Mole ankern. Am nächsten Tag mit dem Dinghi zur dortigen Werft fahren und alles weitere organisieren.
Plan B: In Lagos am Strand neben der Hafeneinfahrt ankern und am nächsten Tag mit dem Dinghi zur dortigen Werft fahren und alles weitere organisieren.
Plan C: In Lagos möglichst nah an die Hafeneinfahrt segeln. Regina hatte per vesselfinder entdeckt, dass die STIÄRT (eine Yacht von guten Bekannten) in Lagos in der Marina liegt und sich dort ausgeweint. Die STIÄRT (die Engel) haben sofort angeboten, uns in den Hafen zu schleppen, falls nichts anders funktioniert. Wie lieb!
Spätestens gegen 14 Uhr war klar, dass Plan A keine gute Option mehr ist, da wir bei dem geringen Tempo in Portimao erst im Dunkeln ankommen würden. Das war zu riskant. Also weiter Richtung Lagos, um Plan B umzusetzen. Als wir uns bis auf eine Seemeile der Hafeneinfahrt von Lagos genähert hatten, schlief der Wind wieder komplett ein. Also keine guten Voraussetzungen für Plan B und deshalb nahmen wir erneut mit der STIÄRT Kontakt auf.
Obwohl die STIÄRT nur über einen kleinen Motor mit 18 PS verfügt, traute sich Peter das Abschleppen zu und wir wollten es versuchen. Es war ein wirklich freudiger Anblick für uns, als sie STIÄRT aus der Hafeneinfahrt fuhr und uns entgegenkam. Das Abschleppen funktionierte auch wenn MARRETJE stark beschleunigte, wenn es eine Welle hinunter ging, und sie sich dabei der STIÄRT annäherte.
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Unser Schleppverband in Richtung Hafeneinfahrt Lagos |
Im Seekanal von Lagos flitzten dann die vielen Ausflugsboote um uns herum und man musste sie darauf aufmerksam machen, nicht zwischen uns zu fahren.
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Im Seekanal |
Wir hörten von dort Kommentare wie: so ein Abschleppen ist verboten - ihr müsst die Marinepolizei anrufen. Aber auch: Können wir irgendwie helfen?
Gegen 16 Uhr machten wir am Wartesteg außerhalb der Marina fest und die STIÄRT für weiter zu ihrem Liegeplatz. Man erinnere sich: 8 Stunden für 10 Meilen direkten Weg.
Wir klärten ab, dass wir eine Nacht am Wartesteg bleiben dürfen. In die Marina dürfen wir nicht, da wir uns nicht aus eigener Kraft bewegen können. Eine nachvollziehbare Entscheidung, da sich zwischen Wartesteg und Marina noch ein Klappbrücke befindet.
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Am Wartesteg |
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Die Klappbrücke bei Nacht |
Peter und Inga kommen wieder zu uns und Peter möchte unbedingt tauchen. Er stellt fest, dass wir keinen Propeller mehr haben. Nicht wirklich gut, aber wahrscheinlich besser als ein Getriebeschaden.
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Endlich etwas ... |
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... Warmes zu essen |
Am nächsten Tag gehen wir zur Werft nebenan, bestellen einen neuen Propeller und organisieren, dass wir zur Werft geschleppt und an Land geslippt werden.
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Es geht an Land -ohne Propeller |
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Die Engel von der STIÄRT sind inzwischen weiter gefahren |
Die komplette Woche wohnen wir nun auf einem aufgebockten Boot mit Meerblick.
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Home sweet home
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Erst die Arbeit und dann ... |
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... am Traumstrand nur fünf Gehminuten vom Boot |
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