La Graciosa ist unser Brasilien

In allen Marinas dieser Welt gehören zwischen Stegnachbarn die Fragen nach dem "Woher" und dem "Wohin" zum freundlichen Ritual. Es liegt auf der Hand, dass die Antworten an einem Knotenpunkt für Langfahrtsegler interessanter ausfallen können als in einem Hafen um die Ecke. Manchmal sogar viel spannender als erwartet.
Kurz nach Sonnenaufgang in Quinta do Lorde auf Madeira waren wir gerade beim Ablegen zu den Kanaren als ein junges französisches Pärchen der Steg entlang kam.
Kurzer Dialog:
Wollt ihr heute auch noch los? Ja.
Wollt ihr auch zu den Kanaren? Nein.
Wohin wollt ihr dann? Nach Brasilien.
Echt, dann stoppt man doch auf den Kanaren? Nein, wir fahren direkt nach Brasilien!
Wow, das ist aber tough. Ja.
Viel Glück für die Überfahrt. Danke, euch auch.
Dann gingen sie weiter zu ihrem vielleicht 8 Meter langen Boot mit Außenborder und wir legten ab.
Nach 50 Stunden ist unsere 280 Meilen lange Überfahrt inzwischen glücklich beendet. Wir sind auf La Graciosa. Das ist die mit Abstand kleinste der 8 bewohnten kanarischen Inseln: ca. 700 Einwohner. Nur eine Meile nördlich von Lanzarote gelegen.

La Graciosa links, Lanzarote rechts

Es war die bisher entspannenste unserer langen Strecken. Vom Start weg segeln, durchgehend raumer bis halber Wind um 4 bis 5 Bft. Wir hatten Vollzeug gesetzt, um möglichst viel Tempo zu machen und um so schneller als die uns verfolgende Flaute zu sein. In der ersten Nacht hatten wir noch eine recht niedrige Welle, die uns gut schlafen ließ. 

Madeira achteraus

Madeira wird kleiner und ...

... die Islas Desertas werden größer

Islas Desertas


Es war so ruhig, daß wir Bratkartoffeln braten konnten und am Cockpittisch essen konnten während der Windpilot steuert.

Leckere Mahlzeit auf See

In der zweiten Nacht, in der wir leider wieder durchgeschüttelt wurden, hatten wir das Vorsegel weggenommen, um die Fahrt zu verlangsamen. Denn wir wollten erst bei Tageslicht wieder in Landnähe sein, um die Felsen besser sehen zu können und um ein einfacheres Anlaufen des Hafens zu haben. Das hat prima geklappt. Bei Sonnenaufgang waren wir kurz vor Alegranza und um 1030 fest am reservierten Liegeplatz in der Marina von La Graciosa.

Alegranza am Morgen

Hafen von La Graciosa

Nur die letzte Stunde haben wir doch noch motort, um warmes Wasser zum Duschen zu machen. Denn der Hafen hier bietet weder Strom am Steg noch warme Duschen im sehr einfachen Sanitärraum.
Aber es gibt sehr stabile Fingerpontons. Und das ist doch das Wichtigste.

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