La Graciosa - Calima zu Heiligabend

Dorfzentrum Caleta del Sebo mit Sandpisten und Weihnachtsdeko
„La Graciosa – zwei Restaurants, eine Minikneipe, ein winziger Supermarkt. Keine Straßen, nur Sandpisten, sozusagen autofrei.“ So wird die Insel in einem Buch über eine Segelreise im Jahr 2003 beschrieben.
Riesenkaktus statt Dorfeiche - La Graciosa ist wirklich karg!
Jetzt  zählen wir mindestens 10 Restaurants und Kneipen, drei ganz gut sortierte Supermärkte, mindestens 5 Fahrradverleihe und unzählige Land Rover, die die zahlreichen Tagestouristen auf den Sandpisten durch die Gegend kutschieren. Es gibt einige, wenn auch eher kleinere Ferienappartementanlagen und viele Baustellen, zwei riesige Partykatamarane, die abends mit lauter Diskomusik in den kleinen Hafen zurückkehren und zwei Fährgesellschaften, die die Fährverbindung gefühlt am laufenden Band aufrecht halten. Zumindest tagsüber.
Ist diese kleine Insel, die erst seit 1980 an den elektrischen Strom und die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen wurde, noch untouristisch? Sicher nicht mehr so wie noch vor kurzem aber doch im Vergleich mit den großen Nachbarinseln. Noch lässt sich die Atmosphäre der alten Zeit gut erahnen.

Der Hafen ist auf jeden Fall noch außergewöhnlich. Wer es nicht schafft, sich über das komplizierte Anmeldesystem im Internet anzumelden, darf nicht hierbleiben. Ist man jedoch angemeldet, wird man freundlich zu seinem Liegeplatz gewunken. Eine erfolgte Reservierung umzubuchen ist kostenfrei und unkompliziert, egal wie kurzfristig dies erfolgt. Dadurch gehen dem Hafen sicher viele Einnahmen durch die Lappen.
Obwohl an den Schwimmstegen Stromsäulen herumstehen, gibt es an den Stegen keinen Strom. Auch im Sanitärgebäude nicht. Sanitärgebäude bedeutet: Jeweils ein Raum für Männlein und Weiblein mit einem Klo und einer kalten Dusche. Zur gleichzeitigen Mitbenutzung durch die sehr zahlreichen Tagestouristen.

Keine warme Dusche also.
Dafür kostet der Hafen keine 10 € für uns pro Tag. Zwar teurer als Porto Santo, aber trotzdem extrem günstig.

Ein gutes Gefühl, dass die Solarzellen so gut funktionieren, dass wir fast immer genug Strom haben, sogar für den Kühlschrank. Geduscht wird mit der Solardusche. Funktioniert.

Autarke Energieversorgung auf SY Marretje
Das tolle hier ist: Man liegt nachts völlig ruhig. Keine Disko- oder Weihnachtsmusik, kein Schwell (außer bei südlichen Winden).
Die Insel ist karg. Sehr karg. Kommt man von Madeira, fühlt es sich an, als sei man in der Wüste gelandet. Trotzdem ist die Insel spannend. Es gibt verschiedene vulkanische Landschaften, wunderschöne Strände, kristallklares Wasser und dann doch einige schüchtern blühende Pflanzen. Es macht Spaß, hier zu wandern oder mit dem Mountainbike herumzufahren, auch wenn die Wege wirklich meist ganz schön schlecht sind.
Mountainbiketour durch die Wüste
Playa de los Conchas - Traumstrand ohne Hotels und Buden


Strand La Graciosa mit Felswand von Lanzarote
Lavabögen im Norden der Insel

An keinem der Strände gibt es auch nur eine Eisbude oder Toiletten, erst recht keine Sonnenschirme und Liegen. Das ist sehr untouristisch.
Wir liegen mit unseren Freunden Marita und Erik von der MARIK an einem breiten, stabilen Fingerponton. Für uns ist er komfortabel lang. In der ersten Woche gibt es eigentlich ausschließlich den hier vorherrschenden Nordostwind und wir liegen hier einfach nur super. Ein Spanier deutet allerdings an, dass es hier bei Südostwind sehr ungemütlich sein kann, da es dann starke Fallwinde (10-20 kn stärker als angesagt) von der 500 m hohen Steilküste Lanzarotes geben kann.

Am 23.12. dreht der Wind tatsächlich auf Südost und wir bekommen am Vormittag für mehrere Stunden eine erste Kostprobe mit bis zu 40 Knoten Wind.
Nicht schön. Fallböen fegen von der Steilküste, Schwell entsteht im Hafen und Marretje wird ordentlich auf den Fingerponton  gedrückt. Zum Glück können wir von der Marik zwei zusätzliche Superfender ausleihen.

Da Südostwind hier schnell Wüstensand von der Sahara herüberweht, gibt es Heiligabend für uns einen kleinen Wüstensandsturm – Calima ist zu Besuch. Mit bis zu 50 Knoten Wind, einer schönen Sand-Salzschicht auf Boot, Haut und Haaren, mächtig viel Geschaukel , einer rausgerissenen Klampe und einem gebrochenen Fingerponton. Weiter vorn am Steg. Zum Glück ist der Finger, an dem wir mit der Marik liegen, sehr stabil und mit 10 Fendern abgefendert übersteht Marretje den Sturm ohne einen Kratzer, obwohl bei einigen Böen alle Fender unter den Finger rutschen, so schräg legt sie sich. Gruselig.
Zum Glück ist es abends an Heiligabend dann wieder so ruhig, dass wir den Abend an Bord der Marik bei einem superleckeren kanarischen Buffet und anschließendem Würfelspiel genießen können.

Weihnachten in Caleta del Sebo
Weihnachtswanderung mit Freunden
 
Am ersten Weihnachtstag strahlt wieder die Sonne, fast als wäre nichts gewesen. Wir sind damit beschäftigt, alles von Sand und Salz zu befreien. So gut es geht.

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