Plötzlich ging es dann doch ziemlich schnell:
In Santa Cruz hatten sich einige Yachten gesammelt, die gen
Norden fahren wollten. Ende März deutete sich nach langer Zeit mal wieder eine
Passatstörung in Form eines Tiefdruckgebietes an.
Dieses Tiefdruckgebiet wurde von uns Seglern aufmerksam
beobachtet und plötzlich war es da, das Wetterfenster. Der Nordost, der in letzter Zeit meist sehr stark gepustet hatte, war weg, stattdessen waren auf der Strecke Santa Cruz – Funchal leichte Nordwinde oder sogar Flaute zu erwarten, das Ganze bei abnehmendem Seegang.
Das war nicht das Wetterfenster, was wir uns gewünscht hatten, denn es ließ eine lange Motorfahrt erwarten. Wir überlegten, ob wir noch die 150 sm nach Arrecife zurücklegen sollten. Von dort kann man ganz gut mit Nordost nach Madeira segeln.
Aber erst 150 sm nach Arrecife (womöglich auch teilweise unter Maschine), um von dort 270 sm nach Madeira zu segeln/fahren?
Warten, bis sich wieder starker Nordost ausprägt? Es konnte Wochen dauern bis zur nächsten einigermaßen angenehmen Gelegenheit. Nein, dies war ein Wetterfenster. Nutzen wir es!
Am 27.03. vormittags bei NNW 4 machten sich also vier Segelboote auf den Weg nach Funchal:
SY Blue Sun, SY Häwelmann, SY Mangata und SY Marretje.
An der Nordspitze Teneriffas wartete wieder die Acceleration Zone auf uns. Grund genug, ein Reff ins Groß zu binden. Aber so konnten wir die ersten Stunden an Teneriffas Küste hochsegeln.
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Segeln vor Teneriffas Nordküste |
SY Häwelmann segelt parallel |
Marretje gerefft mit ausgefranster Kanarenflagge |
Als wir die Nordspitze Teneriffas passiert hatten, schlief
der Wind ein und das Knattern begann, leider durch eine ziemlich unangenehme,
etwa 2,5 m hohe Welle aus Nord. Die Strömung war auch nicht ohne, so dass wir
mit etwa 4,5 kn über Grund bei 2100 rpm nicht sehr gut vorwärts kamen.
Die erste Nachtfahrt war etwas holperig, aber wir kamen
voran. Am nächsten Morgen konnten wir wieder einige Stunden segeln.Die See wurde zum Glück immer glatter.
Die lange Motorfahrt war schon ziemlich stumpf. Wie gut,
dass wir über Funk miteinander quatschen konnten. Tagsüber brannte die Sonne und
wir konnten viele Schildkröten und portugiesische Galeeren beobachten, nachts
schien ab etwa 2 Uhr der Mond. Keine Schauer oder Gewitter, die hatten wir
erwartet, fuhren wir doch durch ein Tiefdruckgebiet.
Allerdings gab es immer eine mehr oder weniger starke
Gegenströmung. Und so beobachteten wir alle, dass die Tanknadel schneller sank
als erwartet. Am zweiten Abend, es war unterdessen sehr flautig, meldete die Häwelmann, dass der Diesel irgendwie knapp werden könnte und bat die Blue Sun, die noch Diesel in Kanistern dabei hatte, um Versorgung. Marretje mit ihrem 200 l Tank schien uns ausreichend versorgt.
Ohne Diesel, das ist richtig doof. Vor allem wenn man nicht weiß, wann wieder Wind kommt, aber ahnt, dass der, der dann kommt, auf die Nase bläst.
Also dreht Blue Sun, etwa 12 sm voraus, um und fährt der Häwelmann entgegen, damit die Übergabe noch mit dem letzten Tageslicht erfolgen kann.
SY Blue Sun bei Sonnenuntergang in fast spiegelglatter See |
Zwei Segelboote treffen sich zur Dieselübergabe auf einer relativen Untiefe |
Irgendwie wird der 30 l Kanister von Schiff zu Schiff
gewuppt und dann kann es einigermaßen unbesorgt weitergehen.
In der zweiten Nacht können wir in unseren Freiwachen super
schlafen, weil die See so glatt ist. Auch Frühstücken am Tisch ist möglich, ohne dass die Brote wegsausen.
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Regina im Salon in der Seekoje |
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Frühstück nach der zweiten Nacht auf See |
Morgens können wir nochmals einige Stunden segeln, was erfreulicherweise
Diesel spart.
Bernd wechselt vor Funchal die Gastlandflagge. Lange hätte
die ausgefranste Kanarenflagge auch nicht mehr gehalten.![]() |
Weg mit den spanischen Gastlandflaggen |
Madeira liegt unter einer fetten Wolkendecke und kommt erst
spät in Sicht.
Kurz vor Funchal kommt uns eine fiese Front entgegen. Werden
wir jetzt etwa noch geduscht?![]() |
Portugal again!! |
Schnell das Ölzeug an. Aber es wird nicht gebraucht…
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Dunkle Front etwa 10 sm vor Funchal |
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Schnell das Ölzeug angezogen.... |
Von Doris und Kalle von der SY Blue Sun erfahren wir über Funk,
dass es auf Madeira ziemlich geschüttet hat.
Als wir in den Hafen von Funchal einlaufen, erwartet uns
dort eine braune stinkende Brühe. Scheint eine Kläranlage übergelaufen zu sein
Igitt.![]() |
Braunes siffiges Wasser in der Marina Funchal |
Wir finden einen Platz längsseits neben einer Hallberg-Rassy
aus England. In den nächsten Tagen müssen wir uns mehrfach umlegen, aber egal.
Toll hier zu sein!
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Marretje längsseits, im Hintergrund Kreuzfahrtschiffe |
Im Tank ist scheinbar nicht mehr all zu viel drin.
Barbara und Ove von der SY Häwelmann stellen beim Anlegen fest,
dass das Boot beim Rückwärtsfahren sehr stark ruckelt. Ove taucht am nächsten
Tag und stellt fest: Im Propeller hängen Reste eines Fischernetzes! Zum Glück
hat der Cutter es teilweise zerschnitten. Aber dies ist wohl ein weiterer Grund
für den hohen Dieselverbrauch. Glück gehabt!!!
Die Crew der SY Mangata fährt direkt weiter nach Quinta do
Lorde.![]() |
Tankanzeige in Funchal |
Am Samstag gehen wir auf den schönen Markt in Funchal. Am Samstag ist er besonders gut, mit vielen kleineren Ständen.
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Toller Markt mit regionalen Erzeugnissen |
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Regen in Funchal |
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Barbara und Bernd haben sich vorm Bäcker untergestellt |
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