Windstärke 4 ist fantastisch. Sie ist der Traum jedes Seglers, denn sie ist stark genug für ein schnelles Segeln und noch zu schwach für eine unangenehme Welle. Die Belastungen für Material und Mannschaft sind gering und das Vergnügen groß. Daher freuten wir uns, dass vorrangig Windstärke 4 aus Nord-Nordwest für unser angepeiltes Wetterfenster für die Überfahrt von Porto Santo an das portugiesische Festland vorhergesagt war.
Es könnte so einfach sein, ist es aber nicht...
Ein gutes Wetterfenster für einen Zeitraum von 4 Tagen und eine Entfernung von fast 500 Seemeilen zu finden ist gar nicht so einfach. Für uns stellte sich die Frage, ob wir noch am Donnerstag Abend bei etwas mehr Wind und Welle starten sollten oder erst am Freitag Morgen. Bei dem späteren Starttermin war zu befürchten, dass uns auf dem Weg ein Flautengebiet einholen könnte, da sich ein Hochdruckkeil immer weiter nach Osten ausbreiten würde. Wir wollten auf keinen Fall wieder so viel motoren wie auf dem Weg nach Madeira.
Also ging es am Abend los nachdem wir noch gut gegessen hatten.
Barbara und Ove von der HÄWELMANN schmeißen die Leinen los und wir tuckern in den Vorhafen zum Segel setzen.
Mit einfach gerefftem Groß segeln wir aus dem Hafen und um die Ecke aus dem Wind- und Wellenschutz der Insel heraus. Zunächst freuen wir uns, da Wind und Welle schwächer erscheinen als erwartet. Wir stellen den Windpiloten auf Amwindkurs ein und dann wird es auch schon dunkel. Es wird sogar stockfinster, denn es ist fast Neumond und der Himmel ist bedeckt. Das macht es schwierig, sich an das Wellenbild zu gewöhnen. Man ist den Bewegungen ausgeliefert ohne irgendetwas - insbesondere den Horizont - zu sehen. Das hat Folgen für die gesamte Mannschaft und das zuvor eingenommene Essen.
Wir sind es gewohnt, dass die Seekrankheit nach ein paar Stunden nachlässt, doch diesmal hat sie uns beide für über 24 Stunden im Griff. Es ist zum K....., wir hängen apathisch rum, schaffen irgendwie unsere Wachwechsel und schlafen in der ersten Nacht praktisch nicht.
Gegen Abend des zweiten Tages wird es langsam besser. Unterdessen hat auch die Welle deutlich abgenommen (auf unter 2 m) und wir haben meist die versprochenen 4 Bft. So langsam fängt es an Spaß zu machen.
Wir segeln manchmal nur mit 2-3 Knoten, manchmal mit über 7 Knoten, aber wir segeln in einer Tour. Lediglich zum Batterienachladen müssen wir zweimal für etwa zwei Stunden den Motor mitlaufen lassen. Trotz abgestelltem Kühlschrank und aktiver Solarzelle reicht die Batterieladung leider nicht.
Nach zwei Tagen passieren wir "Ampere Seamount", ein Unterwassergebirge. Hier steigt der Meeresboden von etwa 4000 m auf nur 86 m an. Eine Art unterirdisches Teneriffa.
Hier tummeln sich unzählige Delfine und zahlreiche Seevögel. Was mag sich wohl in dieser Unterwasserwelt abspielen?
Am dritten Tag rufen wir neue Wetter-Gribdateien per Satellitentelefon ab und stellen fest, dass sich nur etwa 50 sm hinter uns das befürchtete Flautengebiet ausgebreitet hat. Also schnell weiter, bevor es uns doch noch einholt :-).
Besonders in den ersten zwei Tagen begegnen uns praktisch keine Schiffe. Dann kommen wir in die "Einflugschneise" nach Gibraltar und der Schiffsverkehr verdichtet sich.
Unser Plotter gibt Kollisionwarnungen aus, wenn uns ein anderes Schiff näher als 2 sm kommen könnte. Bei einem Frachter geschieht dies schon 50 sm im voraus. Und tatsächlich kommt er uns Stunden später sehr nah!
Ansonsten ist nicht viel los. Außer dass immer wieder kleine Tintenfische mit den Wellen an Bord gespült werden. Die haben wir schon öfters gegessen, konnten dabei aber nie sehen, was sie für schöne Augen haben.
Insgesamt läuft es super. Am letzten Tag haben wir nur noch etwa 1,3 m Welle und MARRETJE saust richtig ab. Eigentlich wollten wir nach Portimao. Da wir diesen Hafen nach Passieren des Verkehrstrennungsgebietes vor Kap Sao Vicente aber nicht anliegen können, sausen wir nach Albufeira. Nach 3 Tagen und 21 Stunden und fast 480 gesegelten Meilen liegen wir dort am Rezeptionssteg.
Wir freuen uns sehr. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so ein gutes, stabiles Wetterfenster bekommen könnten, um ans Festland zu springen.
Als wir ankamen, erreichten uns zahlreiche WhatsApp und Mails von Freunden und Bekannten, die unsere Überfahrt verfolgt hatten. Darüber haben wir uns MEGA gefreut.
MfG - Mit freundlichen Grüßen
SY MARRETJE
Es könnte so einfach sein, ist es aber nicht...
Ein gutes Wetterfenster für einen Zeitraum von 4 Tagen und eine Entfernung von fast 500 Seemeilen zu finden ist gar nicht so einfach. Für uns stellte sich die Frage, ob wir noch am Donnerstag Abend bei etwas mehr Wind und Welle starten sollten oder erst am Freitag Morgen. Bei dem späteren Starttermin war zu befürchten, dass uns auf dem Weg ein Flautengebiet einholen könnte, da sich ein Hochdruckkeil immer weiter nach Osten ausbreiten würde. Wir wollten auf keinen Fall wieder so viel motoren wie auf dem Weg nach Madeira.
Also ging es am Abend los nachdem wir noch gut gegessen hatten.
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Gut Lachen vor der Abfahrt in Porto Santo - Aufnahme von Barbara und Ove |
Barbara und Ove von der HÄWELMANN schmeißen die Leinen los und wir tuckern in den Vorhafen zum Segel setzen.
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Abfahrt - Aufnahme von Barbara und Ove |
Mit einfach gerefftem Groß segeln wir aus dem Hafen und um die Ecke aus dem Wind- und Wellenschutz der Insel heraus. Zunächst freuen wir uns, da Wind und Welle schwächer erscheinen als erwartet. Wir stellen den Windpiloten auf Amwindkurs ein und dann wird es auch schon dunkel. Es wird sogar stockfinster, denn es ist fast Neumond und der Himmel ist bedeckt. Das macht es schwierig, sich an das Wellenbild zu gewöhnen. Man ist den Bewegungen ausgeliefert ohne irgendetwas - insbesondere den Horizont - zu sehen. Das hat Folgen für die gesamte Mannschaft und das zuvor eingenommene Essen.
Wir sind es gewohnt, dass die Seekrankheit nach ein paar Stunden nachlässt, doch diesmal hat sie uns beide für über 24 Stunden im Griff. Es ist zum K....., wir hängen apathisch rum, schaffen irgendwie unsere Wachwechsel und schlafen in der ersten Nacht praktisch nicht.
Gegen Abend des zweiten Tages wird es langsam besser. Unterdessen hat auch die Welle deutlich abgenommen (auf unter 2 m) und wir haben meist die versprochenen 4 Bft. So langsam fängt es an Spaß zu machen.
Wir segeln manchmal nur mit 2-3 Knoten, manchmal mit über 7 Knoten, aber wir segeln in einer Tour. Lediglich zum Batterienachladen müssen wir zweimal für etwa zwei Stunden den Motor mitlaufen lassen. Trotz abgestelltem Kühlschrank und aktiver Solarzelle reicht die Batterieladung leider nicht.
Nach zwei Tagen passieren wir "Ampere Seamount", ein Unterwassergebirge. Hier steigt der Meeresboden von etwa 4000 m auf nur 86 m an. Eine Art unterirdisches Teneriffa.
Hier tummeln sich unzählige Delfine und zahlreiche Seevögel. Was mag sich wohl in dieser Unterwasserwelt abspielen?
Am dritten Tag rufen wir neue Wetter-Gribdateien per Satellitentelefon ab und stellen fest, dass sich nur etwa 50 sm hinter uns das befürchtete Flautengebiet ausgebreitet hat. Also schnell weiter, bevor es uns doch noch einholt :-).
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Bernd ruft mit dem Iridium Go und ohne Schuhe Wetterdaten ab |
Besonders in den ersten zwei Tagen begegnen uns praktisch keine Schiffe. Dann kommen wir in die "Einflugschneise" nach Gibraltar und der Schiffsverkehr verdichtet sich.
Unser Plotter gibt Kollisionwarnungen aus, wenn uns ein anderes Schiff näher als 2 sm kommen könnte. Bei einem Frachter geschieht dies schon 50 sm im voraus. Und tatsächlich kommt er uns Stunden später sehr nah!
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SEASPAN HAMBURG nicht weit entfernt von uns |
Ansonsten ist nicht viel los. Außer dass immer wieder kleine Tintenfische mit den Wellen an Bord gespült werden. Die haben wir schon öfters gegessen, konnten dabei aber nie sehen, was sie für schöne Augen haben.
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Kleiner Tintenfisch |
Insgesamt läuft es super. Am letzten Tag haben wir nur noch etwa 1,3 m Welle und MARRETJE saust richtig ab. Eigentlich wollten wir nach Portimao. Da wir diesen Hafen nach Passieren des Verkehrstrennungsgebietes vor Kap Sao Vicente aber nicht anliegen können, sausen wir nach Albufeira. Nach 3 Tagen und 21 Stunden und fast 480 gesegelten Meilen liegen wir dort am Rezeptionssteg.
Wir freuen uns sehr. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so ein gutes, stabiles Wetterfenster bekommen könnten, um ans Festland zu springen.
Als wir ankamen, erreichten uns zahlreiche WhatsApp und Mails von Freunden und Bekannten, die unsere Überfahrt verfolgt hatten. Darüber haben wir uns MEGA gefreut.
MfG - Mit freundlichen Grüßen
SY MARRETJE
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