Freuden und Tücken der portugiesischen Festlandküste

Nach der insgesamt doch wirklich geglückten Überfahrt von Porto Santo an die Algarve trödelten wir erst einmal zwei Tage in Albufeira herum, um uns zu erholen, aufzuräumen und Wäsche zu waschen.
Eigentlich dachten wir es wäre hässlich in Albufeira, aber es ist ein prima Ort mit schöner Altstadt und schönen Sandstränden und Felsformationen.

Albufeira: spannende Felsen am Strand

Albufeira: Marina

Albufeira: toller langer Sandstrand

Außerdem für uns der wahrscheinlich günstigste Hafen an der Algarve. Wir lagen hier für sensationelle 14,25 € am Tag!!
Dann deutete sich an, dass es in wenigen Tagen ein gutes Wetterfenster geben könnte, um die portugiesische Westküste hochzufahren. Mit leichten bis mäßigen Ostwinden und wenig Welle.
Auf der Überfahrt von Porto Santo an die Algarve hatten wir Probleme mit der Stromversorgung. Unsere Verbraucherbatterien sind mit 200 Ah ohnehin eher knapp bemessen, aber auf der Überfahrt hatten die Batterien bei 75 % nur noch 10,6 A Spannung.
Wir hatten beim Segeln ohnehin nur noch die nötigsten Geräte in Betrieb, keinen Kühlschrank und keine Windanzeigen. Aber nun drohten die Batterien vollends auszusteigen. Außerdem brauchte der Volvo dringend einen Ölwechsel und neue Kraftstofffilter, denn die portugiesische Küste rauf geht es selten ohne viel Motorfahrt.
Also ab nach Lagos. Vom letzten Herbst wussten wir, dass man dort alles bekommt, was für die Weiterfahrt nötig ist.

Lagos: Brücke vor der Marina

Lagos: Bernd auf der Brücke vor der Marina

Lagos: zahlreiche Störche in der Stadt

In Lagos konnten wir den Motor prima fit machen, mit den Batterien war es nicht ganz so einfach. Im Laden stand nur eine Batterie mit 95 Ah, die sagenhafte 240 Euro kosten sollte, und Nachschub sollte erst 4-5 Tage später kommen. Da war unser Wetterfenster gen Norden aber schon geöffnet. So lange konnten wir nicht warten.
Wir klapperten noch einige Autoausrüster ab, ohne zufriedenstellenden Erfolg.
So kauften wir zunächst nur die eine Batterie und es musste mit nur einer Verbraucherbatterie mit 95 Ah weitergehen.
Bevor wir am Samstag den 11.05. abends starteten, gab es noch ein Wiedersehen mit unseren holländischen Freunden Henny und Martin, die wir vom letzten Sommer kannten. Sie hatten den Winter in Lagos an Land verbracht, um ihre Swan SNOW für die Weltumsegelung auszurüsten.

Lagos: Wiedersehen mit Henny und Martin

Lagos: Henny und Martin zeigen uns die schöne Altstadt

Gegen 21:30 Uhr legten wir dann ab. Wir wollten nachts mit wenig Ostwind ums Kap Sao Vicente segeln, bevor am nächsten Morgen dort Ostwind mit 30…35 kn wehen sollte.
Es war eine wunderbar warme Nacht. Zunächst konnten wir etwa zwei Stunden die Küste entlang segeln, dann ging der Wind schlafen. Na super.

Sonnenuntergang auf dem Weg nach Peniche

Kommen wir zur ersten Tücke an der portugiesischen Küste: Überall sind Lobsterpots ausgelegt. Über der Wasseroberfläche befinden sich zwei schwimmende Objekte (das eine zur Kennzeichnung durch ein Fähnchen, manchmal aber auch nur durch einen alten Kanister), das andere zum Hochziehen), die mit einer mehrere Meter langen Leine miteinander verbunden sind. Gerät diese Leine in die Schraube, wird es richtig lustig.


Lobsterpots schlecht markiert durch einen Kanister

Lobsterpots

Nachts in der alten Welle umher zu dümpeln ist aber auch furchtbar, und so geht man das Risiko halt ein. Am nächsten Morgen setzte irgendwann, nachdem wir das Kap gerundet und die Welle richtig blöd geworden war, segelbarer Wind ein. Mit diesem Wind, der erst mit etwa 15 Knoten aus Nordost wehte und später auf Nordwest drehte, konnten wir mit einem Kreuzschlag eigentlich durchgehend segeln, an Sines und Sesimbra vorbei und dann Richtung Cabo Raso vor Cascais in die nächste Nacht. Es lief schön, die Welle hatte sich inzwischen einigermaßen gelegt und die Gegenströmung war nicht zu stark.
Das ist nämlich eine weitere Tücke an dieser Küste: südsetzende Strömung. Oft um 1 Knoten. Sehr nervig. Und hier herrscht meistens Nordwind – also Gegenwind für uns.
Wir segelten durch die Nacht an der Tejomündung vorbei und landeten gegen 5 Uhr morgens vorm Cabo Raso. Das ist eine gute Zeit um dort zu sein, denn das Cabo Raso ist auch für starke Winde, viel Welle und dies oft in Kombination mit Nebel bekannt. Hier wehte nur ein leichter Ostwind, so leicht, dass wir plötzlich manövrierunfähig herumdümpelten.
Also nochmals für ein paar Stunden die Maschine an. Zum Glück ging bald die Sonne auf, so dass wir den Fischerkram sehen konnten.
Kurz nach Sonnenaufgang wehte ein richtig warmer Ostwind vom Land auf See. Offensichtlich Thermik. Er frischte zwischendurch auf etwa 25 kn auf, nahm dann wieder etwas ab und trug uns fast vor den Hafen von Peniche. Die letzten Meilen mussten wir wieder motoren, bevor wir gegen 13:00 Uhr in Peniche festmachen konnten.

Peniche: Fischersiedlung an der Steilküste

Peniche: MARRETJE am Gästesteg

Für den nächsten Tag stand Südwest bis West mit etwa 15 kn auf dem Programm, so dass wir uns direkt morgens um 7:00 auf den Weg machten, um ins etwa 60 sm entfernte Figueira da Foz zu segeln.

Peniche: Cabo Cavoeiro im Morgennebel

Es wurde der beste Segeltag auf der Strecke gen Norden, mit gutem Wind, wenig Gegenströmung und vielen Delfinen. So kann es also auch sein.

Tolles Segeln von Peniche nach Figueira da Foz

Warum lassen sich Delfine nur so schlecht fotografieren?

In Figueira liefen wir mit auflaufendem Wasser ein. Hier mündet der Rio Mondego, der größte komplett portugiesische Fluss, und die Hafeneinfahrt ist berüchtigt. Aber unser Timing war gut und die Einfahrt problemlos.

Eine weitere Tücke der portugiesischen Küste besteht halt darin, dass sie offen und ungeschützt ist und dass die meisten Häfen an Flussmündungen liegen. Dadurch können sich bei ungünstigen Bedingungen enorme Wellenberge auftürmen. Vor einigen Jahren hat sich in Figueira im November bei viel Wind und Welle ein Boot überschlagen, die Crew hat es nicht überlebt.
In Figueira blieben wir 4 Nächte, weil stärkerer Nordwestwind mit höherer Welle einsetzte. Dort hat es uns aber richtig gut gefallen. Die Marina ist schön, die Stadt hat viele alte Gebäude und man kann von hier die schöne alte Universitätsstadt Coimbra mit dem Zug besuchen. Coimbra war mal Portugals Hauptstadt und ist absolut einen Besuch wert.
Figueira da Foz: viele schöne alte Gebäude
 
Coimbra: uralte Universität
 
Jurastudenten im Harry-Potter-Look
 

Coimbra: Altstadt

Coimbra: viele spannende alte Gebäude

Dann fuhren wir an einem Samstag weiter Richtung Porto. Es lief einfach nur blöd. Gleich am Kap hinter Figueira stand eine fiese Welle und es gab heftige Gegenströmung, obwohl der Wind nur relativ schwach aus Nordwest pustete. Wir kamen unter Maschine zuerst nur mit 3,5 später mit 4,5 Knoten Fahrt voran. Wegen der Lobsterpots waren wir etwas weiter rausgefahren, doch hier strömt es dann halt noch mehr. Zuerst wollten wir noch in Aveiro stoppen, aber wir waren so lahm, dass uns das Wasser in der Einfahrt schon wieder entgegengekommen wäre. Die Hafeneinfahrt ist ebenfalls eine Flussmündung. Also weiter nach Leixoes, dem Industriehafen von Porto.
Nach Mitternacht konnten wir in Leixoes endlich den Anker werfen. Zum Glück war es Wochenende und auch die Fischer hatten frei. Unser Eindruck: Wenig Lobsterpots.
Leixoes: Ankern am Rande des Industriehafens

In Leixoes gab es ein Wiedersehen mit meiner alten Freundin Marion. Sie war 1997 meine erste Freundin in Flensburg, wir wohnten in garagenartigen möblierten Zimmern in der Kanzleistraße. In den letzten Jahren hatten wir uns ziemlich aus den Augen verloren. Nun war sie mit ihrem Mann mit der Aida in Leixoes und wir hatten einen ganz schönen und lustigen Tag in Porto.
Porto: Regina und Marion auf der Ponte de Dom Luis I
 
Porto: Blick auf Cais da Ribeira von der Brücke
 
Leixeos: Ciao Aidabella

Einen Tag später ging es für uns weiter nach Viana de Castelo und dann nach Baiona. Wir nutzen diese wind- und wellenarmen Tage, um weiter gen Norden zu fahren, größtenteils unter Motor. Doch Flaute zählt an dieser Küste schon als prima Wind, wenn man nach Norden will.
Viana do Castelo: Wartesteg im Ria Lima

Unterdessen sind wir in Vigo und es pustet wieder ordentlich aus Nord. Und zwar die gesamte portugiesische Küste runter. Ein Hochfahren jetzt wäre wohl die Hölle.
Daher sind wir nun heilfroh in den geschützten Rias zu sein, auch wenn der Motor nun etwa 50 Stunden mehr auf der Uhr hat, und wir erholen uns hier vom ständigen „nach Fischpots glotzen“. Viel Spaß gemacht hat es auf dem Wasser meistens nicht, doch an Land hatten wir viele tolle Eindrücke und nun sind wir wieder ein entscheidendes Stück weiter J.

 


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