Vom Wäsche waschen und Nordseesegeln

Unter Langfahrtseglern ist es ein großes Thema: in welchem Hafen gibt es gute und preiswerte Waschmöglichkeiten für die dreckige Wäsche? In dieser Hinsicht unschlagbar ist Porto Santo, denn dort ist das Wäsche waschen eigentlich umsonst und in dem Liegegeld von ca. 5 EUR pro Tag (heruntergerechneter Monatspreis) irgendwie enthalten. Man gibt gerne ein Trinkgeld an Maria, die gute Fee des Hafens und Betreuerin der Waschmaschinen, und bekommt die Wäsche dann mit Glück sogar getrocknet und zusammengelegt zurück.

Waschstation in Porto Santo

So einfach ist das in den anderen Häfen meistens nicht. Da werden in der Regel um die 5 EUR für einen Waschgang fällig und man muss alles selber machen. Auf der anderen Seite bieten viele der schönsten Häfen überhaupt keine Waschmaschine; z. B. die Culatra, La Graciosa, El Hierro und der Dart River. Wenn man sich dann dort länger aufhält, weil es doch so schön ist, dann wachsen natürlich die Dreckwäscheberge. Dann kommt selbst eine so antiquierte Waschmaschine wie die in Cowes wie gerufen: ein wuchtiger Topplader mit senkrechter Drehachse der Waschtrommel. Ein englischer Segler scherzte, dass sie noch mit Dampf betrieben wäre.

Das Waschmonster in Cowes

Unsere Wäsche wurde darin arg strapaziert

Der Hafen von Cadzand reiht sich in die Häfen ohne Waschmaschine ein, obwohl dieser erst vor 2 Jahren gebaut wurde. Wir lagen hier viel länger als geplant, da es zu starke nördliche Winde gab, um die holländische Außenküste hoch fahren zu können. Wir diskutierten, ob wir statt dessen durch die Kanäle von Seeland schippern sollten. Doch auch das macht bei den vielen Regenschauern und starkem Gegenwind keinen Spaß und braucht viel Zeit. Also warteten wir lieber weiter während die Wäscheberge zunahmen.
Endlich war der Wind (leider fast völlig) abgeflaut und die Tide wollte es, dass wir in Cadzand gegen fünf Uhr morgens starten mussten, um bei günstiger Strömung die Westerschelde passieren zu können. Der frühe Start gab uns dann aber die Möglichkeit an einem Tag bis nach Ijmuiden durchzufahren, also vorbei am Schifffahrtsweg nach Rotterdam und dem wahrscheinlich überfüllten Hafen von Scheveningen. Kurz vor Sonnenuntergang machten wir dann in Ijmuiden fest. Der nächste Hafen mit Waschmaschine war erreicht und am nächsten Tag legten wir los.
Das Problem bestand allerdings darin, dass diese Maschinen möglicherweise die einzigen aller Geräte in den Niederlanden sind, die noch mit Bargeld beschickt werden wollen. Und zwar ausschließlich mit 1-Euro-Münzen und 5 Stück davon pro Waschgang.

Waschstation in Ijmuiden profihaft

Bezahlung dafür nicht mehr zeitgemäß, da in NL kaum noch Bargeld im Umlauf ist

Okay, wir hatten noch zwei 1-Euro-Münzen und zwei 2-Euro-Münzen, die im Hafenbüro gewechselt werden konnten. Also die Buntwäsche konnte starten. Schwieriger wurde die Bezahlung der Weißwäsche. Einen Euro hatten wir ja noch, einen weiteren fanden wir im Waschmaschinenraum, aber im Hafenbüro gab es keine Münzen mehr. Im Minimarkt nebenan fragten wir, ob ein Wechseln eines 5-Euro-Scheins möglich sei. Das wurde vereint. Wir kauften dann 2 Bananen, die gemeinsam auf einer Plastikschale verschweißt waren, für 1,50 EUR und kamen so in den Besitz der einzigen 1-Euro-Münze in der Kasse. Im Souvenierladen nebenan kauften wir mit all unserem Kleingeld eine Postkarte im Wert von einem Euro und es gelang dabei überdies die 2-Euro-Münze in zwei 1-Euro-Münzen zu tauschen. Wir waren endlich im Besitz von fünf 1-Euro-Münzen und die zweite Waschmaschine konnte starten. Auf "drogen" konnten wir zum Glück verzichten, da der Tag sonnig war und wir alles auf dem Boot zum Trocknen aufhängen konnten.

Marretje als Wäscheständer

Müll-UFO am Strand von Ijmuiden

Dieser Waschtag in Ijmuiden war also geschafft und die Tide wollte es, dass wir gegen fünf Uhr morgens starten mussten, um bei günstiger Strömung weiter Richtung Norden laufen zu können. Wir konnten den ganzen Tag und die Nacht hindurchsegeln vorbei an den westfriesischen Inseln, der Emsmündung und Borkum bis zum Fahrwasser Schlüchter, das nach Norderney führt. Vom frühen Abend bis in den Morgen hinein hatte es wie aus Eimern geregnet - dieser Waschtag war also geschafft und wir waren ein ordentliches Stück voran gekommen.


Nasser Segeltörn nach Norderney

Der Hafen von Norderney war nun unserer erster Hafen in Deutschland und nach langer Zeit der erste, bei dem man nicht den Hafenmeister anfunkt und dann einen Platz zugewiesen bekommt. Der Hafen war überdies ziemlich voll und wir fuhren mehrmals die Gassen ab, um einen guten Platz zu finden. Irgendwie unpraktisch, wenn man das andere System gewohnt ist. Denn das machen natürlich alle neu eintreffenden Boote. Schließlich legten wir uns längsseits an ein anderes Schiff und waren dann Teil eines Päckchens von 3 bis 4 Booten. Strom (1 kWh) bekommt man hier, falls eine Steckdose frei ist, in dem man eine 50-Cent-Münze einwirft. Der Hafenmeister hat natürlich ausreichend Münzen zum Wechseln parat. In Deutschland ist Bargeldzahlung halt noch Normalität.
Wir blieben mehrere Tage, um Norderney zu erkunden. Das geht ziemlich gut mit dem Fahrrad, denn der eigentliche Ort ist im Sommer weitgehend autofrei. Außerhalb des Ortes gibt es separate Radwege auf und hinter dem Deich. Allerdings ist der östliche Teil Naturschutzgebiet und nur zu Fuß auf den ausgewiesenen Wanderwegen zu entdecken. Um vom Hafen also den östlichsten Punkt der Insel zu erreichen, muss man zuerst 7 Kilometer mit der Rad fahren und dann 6 Kilometer durch die Dünenlandschaft wandern. Dann gelangt man zu einem Sandstrand mit einem Wrack und einem schönen Blick auf das gegenüber liegende Baltrum. Sehr lohnend.

Weststrand von Norderney

Der Wanderweg durch einen Priel

Dünenlandschaft im Naturschutzgebiet

Regina, Wrack und Baltrum

Wrack am Ostende der Insel Norderney

Der logische Weg von Norderney in die Elbe und somit zum Nord-Ostsee-Kanal führt über Helgoland. Dann ist es möglich mit einer günstigen Tide von Norderney nach Helgoland zu kommen und an einem weiteren Tag die günstige Tide von dort nach Cuxhaven zu nehmen. Der direkte Weg von Norderney nach Cuxhaven ist für eine Tide zu lang, so dass zeitweise Gegenströmung in Kauf genommen werden müsste. Wichtig ist in diesem Fall aber, dass die Strömung in der Elbmündung günstig läuft.
Wir haben uns nach langer Überlegung dennoch für den direkten Weg entschieden, da in der Wettervorhersage für mehrere Tage zum Teil starker Südostwind angesagt war. Das bedeutet für die Strecke Helgoland - Cuxhaven dann Gegenwind und das ist auch nicht ideal.
Diese Entscheidung war also getroffen und die Tide wollte es, dass wir in Norderney gegen fünf Uhr morgens starten mussten, um bei ungünstiger Strömung weiter Richtung Norden fahren zu können und um dann am frühen Nachmittag mit günstiger Strömung in die Elbe einlaufen zu können. Cuxhaven erreichten wir am späten Nachmittag und nach dem Abendessen checkten wir die Strömung in der Elbe für den nächsten Tag. Denn es war klar, dass wir den NOK passieren wollten, solange der Ostwind noch nicht zu stark ist. Das Ergebnis: die Tide kippt vor Brunsbüttel um 8 Uhr morgens und geht dann Strom auswärts. Für die Strecke von Cuxhaven zur Schleuse braucht man ca. 3 Stunden.
Die Tide wollte es in Cuxhaven also ein letztes Mal, dass wir gegen fünf Uhr morgens starten mussten, um bei günstiger Strömung die Schleuse zum NOK erreichen zu können.

Nordseesegeln: die Großschifffahrt ist häufig ganz nah

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