Rolling Home

Den Nordostseekanal passierten wir komplett an einem Tag. Morgens gegen 08:00 trafen wir wie geplant mit Hochwasser vor der Schleuse in Brunsbüttel ein. Da aber nur eine der beiden kleinen Schleusen funktionierte, dauerte es bis fast halb zehn eher wir auf dem Kanal waren. Wir fuhren dann eher gemütlich mit 5 Knoten. Die anderen drei Sportboote aus unserer Schleusung gaben mehr Gas und waren somit schnell verschwunden.

Im NOK: Eisenbahnbrücke in Rendsburg

Es war fast windstill und sehr sonnig, so dass wir uns so gut es ging unter dem Bimini verkrochen. Es waren erstaunlich wenige Frachter und Sportschiffe unterwegs. Auf der ganzen Strecke von fast hundert Kilometern wurden wir nur von einem Raddampfer, 2 Frachtern und keinem weiteren Sportboot überholt. Dadurch war die Fahrt nicht so stressig wie befürchtet. Um 20:00 machten wir am Warteponton in Kiel fest und bezahlten unsere Passage. Per Funk klärten wir ab, dass es vor der Nachtpause noch eine Schleusung für Sportboote nach draußen geben sollte. Gemeinsam mit einem Frachter und einem weiteren Sportboot wurden wir eine Stunde später in der großen Schleuse Nord geschleust und in die Ostsee entlassen. Wir verbrachten dann noch einen herrlichen Sommerabend vor Anker in der Heikendorfer Bucht.
Wir überlegten dabei, dass wir unbedingt noch einen kleinen Abstecher in die dänische Südsee, also dem Inselmeer südlich von Fünen, machen sollten. Das ist unser Lieblingsrevier für längere Wochenenden oder kürzere Urlaube im Frühjahr oder Herbst. In den Sommerferien waren wir noch nie dort, da wir dann gerne weiter weg sind und es dort sehr voll ist. Aber nun hieß es erst einmal richtig lange auszuschlafen. Erst gegen Mittag ging es weiter. Es wurde ein richtig toller Segeltag mit ausreichend viel Wind aus Ost, so um Bft. 5.

Rauschende Fahrt am Kieler Leuchtturm vorbei

Vom Kieler Leuchtturm liefen wir am Wind bis zur Ansteuerungstonne Marstal zwischen Langeland und Aerø. Marstal war tatsächlich übervoll, denn es fand gerade die Einlaufparade der Geschwaderfahrt der Traditionsschiffe rund Fünen statt. Wir führen daher weiter bis nach Ristinge, wo in der Nähe des Hafens unser Anker fiel. Ein Ankerplatz, der nur bei Ostwind funktioniert. Beim Frühstück sahen wir, dass einige Boote aus dem Hafen ablegten, und wir beschlossen uns vorsichtig an den Anleger vorzutasten. Wir waren nicht ganz sicher, ob es genügend Wassertiefe gibt. Aber es funktionierte und wir machten tatsächlich zum ersten Mal in Ristinge fest. Zuvor hatte es nicht geklappt, da der Anleger bei Westwind ungeschützt ist. Ristinge und die Umgebung hat uns echt gut gefallen. Es ist fast der einzige Hafen in dieser Gegend, der nicht von einem kleinen Fischerhafen zu einem Sportboothafen umgewandelt worden ist.

Fischerhafen in Ristinge auf Langeland

Fischernetze

Marretje alleine am Anleger in Ristinge

Auch die Landschaft ist sehenswert. Es gibt einen schönen Küstenwanderweg bis zu den Steilküsten und dem Strand auf der anderen Seite der Halbinsel. Wir blieben zwei weitere Nächte und waren dann das einzige größere Boot am Anleger. Das Wetter war warm und sonnig und es wehte weiterhin ein starker Ostwind. Das Dänische Meteorologische Institut hatte eine Hitzewarnung herausgegeben, wonach es 3 Tage lang wärmer als 28°C sein sollte. Zeitgleich wurden in Westdeutschland neue Hitzerekorde mit über 42°C aufgestellt. Was für ein Unterschied und welche Abweichung von der Normalität?

Wanderweg bei Ristinge ...

... an der Steilküste ...

... zum Strand

Unsere nächsten Stationen vor der Heimreise waren dann noch unsere Lieblingsinsel Lyø, die wir auf einem Vorwindkurs nur mit Genua ansteuern konnten, und eine erst Gennaker- und dann Motorfahrt bei Schwachwind nach Kappeln.

Die letzten Fischkutter auf Lyø ...

... liegen jetzt an einem neuen, viel zu properen Steg

Mit dem Gennaker geht es nur ...

... nach Kappeln und nicht weiter nach Süderbrarup

Die Flensburger Förde und schließlich Flensburg empfingen uns mit einem Gewitter und einem mehrstündigem heftigen Platzregen. Mehr Regen als die Kanalisation der Stadt aufnehmen konnte, so dass Sturzbäche die Straßen herunterliefen bis viele tiefer gelegene Straßen und mancher Keller einfach überfluteten.

Gewitterwolke über der Flensburger Förde

Der letzte trockene Moment unserer Reise

Bis zum Leuchtturm Kalkgrund ging es mit einem leichten Ostwind noch gemächlich voran. Dann nahm der Wind in der Flensburger Außenförde schon etwas zu und eine dunkle Gitterwolke über Langballigau wartete auf uns, bevor es auf die letzten Meilen in der Flensburger Innenförde gehen sollte. Auch die letzten Tage zuvor zogen immer wieder einmal Gewitterwolken auf. Doch bis auf vereinzelndes Donnergrollen und etwas Regen passierte wenig. Die typische Windvorhersage dieser Tage lautete: schwachwindig, Gewitterböen mit 9 Beaufort. Also man musste auf alles gefasst sein. Der Wind drehte nun schlagartig von Ost auf West. Wir nahmen die Segel herunter, da ja möglicherweise viel Wind in der Gewitterfront sein konnte. Doch es folgte Flaute und wir legten die letzten zweieinhalb Stunden der Reise unter Motor zurück. Die erste Stunde lang lag das Gewitter immer in unserer Nähe; ein ständiges Blitzen und Donnern. Und hoffen, dass wir nicht getroffen werden. Später blieb nur der Regenschauer. Dadurch, dass die Gewitterfront so langsam zog, ergossen sich die Wassermassen halt immer am selben Ort, mit den geschilderten Folgen für Flensburg. Schließlich machten wir völlig durchnässt im Industriehafen von Flensburg fest und wurden von Gerd mit einer Flasche Rum empfangen. Echt Klasse, das konnte man tatsächlich gut gebrauchen.

Marretje im Flensburger Regen

Kommentare

Unknown hat gesagt…
Ich habe eure Reise die ganze Zeit verfolgt und war sehr beeindruckt. Schade das es so einen traurigen Abschluss mit dem Tod von Erika gegeben hat. Sie hat sich aber für euch gefreut, dass ihr euren Traum wahr gemacht habt. Diese Reise wird euch ewig in Erinnerung bleiben. Alles Gute für die Zukunft
Jutta Dünheuft Schade dass wir heute nicht miteinander reden konnten.