Holpriger Start

So, wir haben tatsächlich den Absprung geschafft! Abgelegt haben wir am 08. Juli, also am selben Datum wie vor 4 Jahren. Nur diesmal nicht in Holland, sondern in Flensburg. Das bedeutet etwa 300 sm mehr Strecke. Grund genug so früh wie möglich loszusegeln. 



Mit NW 5-6 geht's los gegen halb 3 in FL Richtung Kiel. 
Eine supertolle Sausefahrt, die mit dem letzten Büchsenlicht damit endet, dass wir den Anker im Plüschowhafen in Kiel schmeißen. Ein tolles großes Hafenbecken, in dem man ankern darf.


Hier ist Platz genug, um am nächsten Morgen unsere neue 60 m lange Ankerkette zu ordnen. Anschließend motoren wir zur etwa 2 sm entfernten Schleuse des NOK. 



Vor der Schleuse kringeln wir über 2 Stunden, bis endlich das weiße Licht (Einfahrt für Sportboote) erscheint. Freudig steuern wir wie viele andere Boote auf die Schleuse zu, als der Motoralarm losschrillt. Piiieep! Och nö, was ist das denn jetzt schon wieder? Es ist ein Batteriealarm, die Batterien sind aber eigentlich voll. Wir motoren schnell zum Wartesteg und machen die Kiste aus. Zu unserer Verwunderung liegt in der Motorbilge diesmal ein abgerissener Bolzen. 


Dann sehen wir, dass der Keilriemen lose rumhängt. Oh nein, der Bolzen der Lichtmaschine ist abgerissen und das Ende mit dem Gewinde steckt noch im Sackloch. Es muss ausgebohrt werden, das sollte ein Profi machen.
Die Stimmung sinkt auf einen ersten Tiefpunkt, denn es ist soo schwer im Moment, einen Monteur ranzukriegen. Wir fragen unsere Freunde Barbara und Ove, die zurzeit zwar im Mittelmeer herum cruisen, aber ihren Heimathafen in Kiel haben. Sie empfehlen mehrere Bootsmotoren Services, unter anderem Mikes Motorservice. Leider ist es Samstag und so stellen wir uns darauf ein, erstmal ausgebremst zu sein.
Zum Glück ist der Wartesteg in Holtenau zurzeit kostenlos, und das mit Dusche und WC.  Auch wenn man dort eigentlich im Moment nicht liegen darf, weil renoviert wird. Andere Segler liegen aber seit Tagen dort.
Immerhin.



Wir radeln am Samstag mit den Bordfahrrädern zu einem Baumarkt und kaufen einen neuen Bolzen samt Schraube.
Am Sonntagmorgen schaut Bernd sich die Webseiten der Bootsservices genauer an und ihm fällt auf, dass bei Mikes Bootsmotorenservice etwas von Mo-So steht. Zunächst geht keiner ans Telefon.
Unterdessen kommen Maike und Felix aus Kiel zu Besuch. Sie haben ein Schwesterschiff von Marretje, die Zoef, und wollten sowieso gern unser Bimini anschauen. Ein netter Besuch, eine nette Ablenkung! 


Bernd versucht nochmals, bei Mike jemanden an die Strippe zu bekommen und siehe da: es geht tatsächlich jemand ans Telefon und stellt uns nach Schilderung des Problems in Aussicht, dass vielleicht noch am gleichen Tag Hilfe kommt! Vorteilhaft dabei, dass wir am Vortag einen passenden Bolzen besorgt haben.
Gegen 15:30 Uhr motoren wir nach erfolgreicher Reparatur unglaublicherweise in die Schleuse und machen noch abends in RD in der süßen Eider Marina fest!




Von dort müssen wir am nächsten Morgen leider nochmal zurück nach Flensburg, weil es noch einige Dinge zu erledigen gibt. Aber das war von vornherein klar und so schlendern wir von dort aus zum Rendsburger Bahnhof, der nicht sehr einladend aussieht. Aber zum Glück gibt es das 9-Euro-Ticket und die Anbindung ist gut.


Abends sind wir wieder zurück auf dem Schiff und so kann die Reise am Dienstag früh um 7 Uhr weitergehen. Es ist ein ruhiger Tag und man kann prima die noch verbleibenden 35 sm durch den Kanal nach Brunsbüttel motoren. 

Das Ausschleusen dort geht zügig und so sind wir gegen 13:00 Uhr auf der Elbe, mit passender Tide Richtung Cuxhaven. Auch wenn es nett gewesen wäre dort zu stoppen, die Tide läuft noch Richtung Nordsee und in den nächsten Tagen droht stärkerer Nordwest-Wind, was die Ausfahrt aus der Elbe sehr unangenehm macht. Also weiter Richtung Helgoland!

Gegen 19 Uhr kam auch endlich schöner, segelbarer Wind auf. 


Unsere Freunde Ute und Bene von der Ayla waren bereits auf Helgoland und fotografierten unsere Annäherung.


Wir konnten wir uns gegen 22:30 Uhr wieder mit dem letzten Büchsenlicht als äußerstes Boot in ein Siebenerpäckchen legen.


Eigentlich brauchte speziell ich (Regina) nach den letzten Trubeltagen eine Tüte Erholung, doch ein spätabendlicher Blick in den Wetterbericht und ein morgendlicher Schnack mit unseren Segelfreunden Ute und Bene von der Ayla machte uns klar, dass wir schon am nächsten Morgen wieder würden auslaufen müssen, wollten wir nicht mindestens eine ganze Woche auf Helgoland verweilen. Es war nämlich massenhaft Starkwind im Anmarsch! Wie ätzend.

Auch für den Folgetag stand für Helgoland NW 5-6 auf dem Programm, allerdings nach Westen hin abnehmend, und da wollten wir ja hin.

Begeistert war ich nicht, gleich so viel Wind und das auf der Nordsee, wo unsere Mägen kaum eingesegelt waren bei den vielen Motorproblemen in diesem Frühjahr. Aber da ich wusste, dass wir nach spätestens 3 Tagen auf Helgoland die Vollkrise kriegen würden, ging es am nächsten Morgen gemeinsam mit der Ayla weiter.


Ein Reff ins Groß gebunden, und dann ging es los. Auf dem Bild seht ihr Marretje von Ute fotografiert.


Der Wind briste erst am Nachmittag stärker auf und wir mussten die ganze Zeit hoch am Wind segeln, da wir ja gen Westen wollten. Es war etwas ruppig. Die Welle war zum Glück aber noch moderat und als es dunkel wurde, nahm der Wind exakt wie vorhergesagt etwas ab auf 4 Bft. Mein Magen meldete sich bevorzugt dann, wenn die Tide kippt, also einem das Wasser entgegen kommt. So auch diesmal. Wenn ich in der Koje liege ist es aber meist okay.  Ich war so erschöpft, dass ich trotzdem von etwa 22:00 Uhr bis 2:00 Uhr schlafen konnte, während Bernd die erste Wache übernahm. Dann übernahm ich die Wache.

Eigentlich war es eine traumhafte Nacht, mit Vollmond. Schöner kann es kaum sein. 



Mit Sonnenaufgang ließ der Wind weiter nach und wir konnten auch die Höhe nicht mehr laufen. Da es zufällig mit der Tide passte, steuerten wir die holländische Watteninsel Terschelling an, wo wir erstmal zwei Tage blieben, um uns etwas zu erholen. Wir waren glücklich, dass wir mit diesem holprigen Start so weit gekommen waren.

Die Ayla segelte unterdessen in einer weiteren Nacht nach Ramsgate.

Terschelling ist außerdem sehr, sehr schön:






Kommentare

Unknown hat gesagt…
Gern lese ich wieder von euch und freue mich über die Fotos. Cornelia