Die französische Festlandküste an der nördlichen Biskaya bietet zweifelsohne sehr sehenswerte Landschaften und Orte. Doch davon soll hier weniger die Rede sein, denn einen Segler zieht es hinaus auf Meer und zu den Inseln, die halt nur mit dem Boot erreichbar sind. Zum Glück gibt es hier vorgelagerte Inseln, von denen wir einige besuchen konnten. Das macht einen Großteil des Reizes dieses Segelreviers aus und wir waren froh, dieses kennengelernt zu haben.
Ile de Groix
Den Hafen Port Tudy der Ile de Groix erreichten wir am
frühen Nachmittag, nachdem wir früh morgens in einer Ankerbucht bei Concarneau (übrigens
sehr sehenswert) aufgebrochen waren. Der Hafenmeister empfing uns im Dinghi und
erklärte, dass der geschützte Innenhafen noch voll sei aber dass die
Tageslieger aus den nahegelegen Lorient bald aufbrechen würden. Er würde uns
dann einen Platz im Innenhafen geben. Also machten wir zunächst im Bojenfeld im
Außenhafen fest und hofften, dass in der Wartezeit keine der großen Fähren an- oder
ablegt, und dabei diesen Hafenbereich mit dem Schraubenwasser aufmischt. Nach
einer Stunde lagen wir dann längsseits am Steg der Fischer. Es zeigte sich,
dass vom Hafen immer nur Zweierpäckchen akzeptiert wurden, damit Fischer und
die kleinen Fähren problemlos manövrieren können. Wir langen also echt prima
dort, hatten wirklich nette Nachbarn und konnten das Treiben rund um das
Hafenbecken beobachten. Hier die Fischer, die ihren Fang anlandeten, und auf
der gegenüberliegenden Seite die Promenade mit den Restaurant, Bars und Buden.
Port Tudy ist allerdings nicht der Hauptort der Insel – Le
Bourg – liegt im Inland und die beiden Straßen aus Port Tudy dorthin weisen
eine Steigung von bis zu 20° auf. Für uns stand daher fest, dass wir die Insel
wandernd und nicht radfahrend erkunden wollen. Das war eine gute Entscheidung,
denn die schönsten Eindrücke ergaben sich entlang des Küstenwanderwegs. Die Ile
de Groix ist klein genug, um per Pedes alles zu entdecken: die bewaldete,
schroffe Nordküste, die baumlose, schroffe Südwestküste im prallen
Sonnenschein, idyllische Buchten und Strände, dabei im Nordosten der einzige konkave
Sandstrand Europas (was viel spannender klingt als es ist, siehe selbst).
Ile d‘Arz
Die Ile d’Arz liegt in der Morbihan-Bucht und ist dort neben
der Ile-aux-Moines die einzige öffentlich zugängliche Insel. All die anderen unzähligen
bewohnten und unbewohnten Inselchen und Felsbrocken sind demnach privat. Schon
das Befahren der Morbihan-Bucht war für uns ein Abenteuer. Wegen der vielen
schmalen Passagen insbesondere bei der Einfahrt zur Bucht ergeben sich durch
die Tide sehr starke Strömungen. Hinein ging es für uns segelnder Weise und vorsichtshalber
während der Slack-Zeit bei Niedrigwasser und dann mit ansteigendem Wasser nach
Vannes (übrigens sehr sehenswert), welches man nur im Zeitfester um Hochwasser
anlaufen kann. Das war vergleichsweise undramatisch. Ganz anders sah es auf dem
Rückweg aus. Da Vannes ja bei Hochwasser verlassen werden muss, haben sich dann
schon schnelle Strömungen und Wirbel aufgebaut. Unter Motor mit eher wenig Drehzahl
saust man dann mit mehr als 10 Knoten wie auf Eiern dahin bis man in die offene
See ausgespuckt wird.
Aber zurück zur Ile d’Arz. Diese besuchten wir als
Tagesausflug mit der Fähre von Vannes. Die Insel lässt sich in einigen Stunden
Aufenthalt gut zu Fuß erkunden. Der Name Arz ist bretonisch und wird wie Art
ausgesprochen. Wohl ein Grund, warum es jeden Sommer über die Insel verteilt
mehrere Kunstwerke gibt, die man eigebettet in die Landschaft entdecken kann.
Belle-Ile
Le Palais, der Hauptort und Haupthafen der Belle-Ile, war
unser Ziel an dem Tag als wir von Vannes (übrigens immer noch sehr sehenswert)
aufgebrochen sind. Dadurch ergibt sich ein denkbar schlechtes Timing, denn
Vannes muss bei Hochwasser verlassen werden und der Innenhafen von Le Palais,
in den wir wollten, kann nur bei Hochwasser angelaufen werden. Für diese
Strecke von 27 Seemeilen benötigten wir aber nur 4,5 Stunden – das schafft die
Tide lange nicht. Bei der Ansteuerung des Hafens wurden wir sogar noch außerhalb
vom Hafendinghi abgefangen und als wir sagten, dass wir in den Innenhafen
möchten, wurde uns eine Boje außerhalb des Hafens zum Warten zugewiesen. Es
sollte über 4 Stunden dauern. In dieser Zeit nahm die Dünnung langsam aber
stetig zu und es wurde uns klar, dass ein Übernachten an dieser Boje wirklich keine
Option für uns ist.
Irgendwann kam das Hafendinghi wieder vorbei und informierte
uns, dass wir jetzt an der Reihe wären, um in den Innenhafen fahren zu können.
Sie hatten tatsächlich die Reihenfolge des Eintreffens der Boote im Auge, denn
Boote die gerade erst eingetroffen waren, mussten noch warten. Die Fahrt durch
den Hafen ist spannend, erst durch den Außenhafen mit dem Fähranleger, der schon
ziemlich mit Yachten an Bojen und einem wackeligen Schwimmponton vollgestopft
war, um die Ecke entlang an der Festungsmauer durch den Zwischenhafen, der
später trockenfallen wird, bis zum Wehr mit der Fußgängerbrücke. Diese machte
unerwartet wieder zu, so dass wir aufstoppen mussten und die nachfolgenden
Boote sich dicht hinter uns aufstauten, bis diese die Ursache erkannten.
Nachdem ein Schwung Fußgänger die Seite gewechselt hatte, ging die Brücke
wieder auf und wir führen in den ersten Innenhafen, der mit Booten im Päckchen vollgestapelt
werden würde. Ein weiterer Hafenmitarbeiter im Dinghi organisierte diesen
Vorgang, indem die Bootsdaten und die Aufenthaltsdauer abgefragt wurden. Weil
wir mindestens 3 Tage bleiben wollten und weil es ein Missverständnis bezüglich
unseres „Passport Escale“ (de Morbihan oui, oui!) gab, durften wir sogar in den
zweiten Innenhafen hinter einer Straßenbrücke weiterfahren, in dem man sehr
ruhig und alleine am Finger liegt.
Der Hafen von Le Palais ist der eindeutige Gewinner in der
Kategorie „die Schönheit des Ortes steht im größten Kontrast zur Schönheit des
Örtchens“. Weitere Erklärungen ersparen wir uns hier.
Aber die ganze Belle-Ile macht ihrem Namen alle Ehre. Sie
ist schon recht groß, so dass sich möglicherweise ein Mietauto oder ein
Elektrofahrrad lohnen würde. Wir erkundeten die Insel aber in einer Kombination
aus Rad fahren (mit den Bordrädern) und wandern sowie Bus fahren und wandern.
Das hat gut funktioniert. Idyllisch ist Sauzon, der zweite Hafenort, in dem die
Boote bei Ebbe trockenfallen. Auch dort zeigt uns der Küstenwanderweg einen
bewaldeten Norden und einen kargen Süden jeweils mit spannenden Blicken über
Steilhänge. Täler und Strandabschnitte.
Ile d’Yeu
Die Ansteuerung von Port Joinville auf der Ile d’Yeu ist
vergleichsweise unspektakulär, da dieser Hafen zu jeder Zeit und bei nahezu
jeden Bedingungen angelaufen werden kann. Der Yachthafen befindet sich im
Hafenbecken, welches von der Hafenpromenade am weitesten entfernt ist. Es gibt tatsächlich
eigene Gästestege mit vielen Liegeplätzen, die einem per Funk zugewiesen
werden. Übrigens hatten wir hierher einen echt guten Segeltörn von Pornichet (weniger
sehenswert) zu dieser Insel, die von allen französischen Atlantikinseln am
weitesten vom Festland entfernt ist.
Die Architektur der Häuser hier in der Vendée unterscheidet
sich deutlich von den eher rustikalen Natursteinbauten in der Bretagne. Hier wirkt
es eher mediterran: weiße Fassade mit Fensterläden aus farbig angemaltem Holz.
Die Ile d’Yeu ist eindeutig eine Fahrradinsel; flach und die Radwege verlaufen
sehr küstennah. Nur ein kleiner Abschnitt hatte Offroadqualität und wir mussten
dort schieben. In mehreren gemütlichen Touren haben wir die ganze Insel
erkundet.
Ile de Noirmoutier
Ein Besuch der Ile de Noirmoutier stand eigentlich nicht auf unserer Prioritätenliste. Denn diese Insel hat am südöstlichen Ende einen Landzugang über eine Brücke und über einen Ebbeweg und ist somit weniger Insel als die anderen. Wir hatten den Hafen von L’Herbaudière auf der Nordwestseite der Insel deswegen ausgewählt, weil ein paar Tage Starkwind aus westlichen Richtungen drohte und uns der Hafen als ausreichend sicher erschien. Letztlich wurden wir positiv überrascht.
Die Insel hat ihren eigenen Charme, den man gut
mit dem Fahrrad erkunden kann. Der Fischerhafen ist noch sehr aktiv, es wird
viel Landwirtschaft betrieben, der Hauptort Noirmoutier-en-Ile hat einen
interessanten historischen Stadtkern und eine spannenden Hafen, ein Großteil
der Insel besteht aus flachen Becken, in den noch immer Meersalz gewonnen wird
und die Strände sind lang, feinsandig und fast leer. Schön, dass wir das noch
entdeckt haben, bevor das Boot ins Winterlager kommt. Das fühlt sich jetzt auch
schon irgendwie richtig an, denn das sommerlich ruhige Wetter ist in wenigen
Tagen in ein herbstlich ungemütliches Wetter umgeschlagen.
Kommentare
. Wie schön die Welt doch ist, wenn sie friedlich und ursprünglich ist.
Thomas und Mel