Wir sind von der Île d‘Yeu aus dann direkt nach La Rochelle
gesegelt, bei West um 5. Dabei waren wir echt flott unterwegs. Denn wir brauchten
für diese Strecke von 66 Seemeilen nur 10 Stunden inklusive der Zeit für das An-
und Ablegen.
La Rochelle ist ein prima Hafen, der bei nahezu allen Bedingungen
sicher angelaufen werden kann, im Gegensatz zum ebenfalls berühmten Les Sables.
Im mit über 5.000 Liegeplätzen größten europäischen Yachthafen am Atlantik
verweilten wir dann fast eine Woche, weil es mega pustete und viel regnete.
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MARRETJE am Gästesteg ... |
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... in der Marina La Rochelle |
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Ein Teil der über 5.000 Boote |
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Die Marina wird ständig ausgebaggert |
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Der Seekanal ...
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... zum alten Hafen von La Rochelle |
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Die bekannten Türme der Hafeneinfahrt |
Danach deutete sich allerdings eine freundliche
Nordostwind-Phase an und da im Moment keine Orcas in der Biscaya abhängen,
fingen wir an, über einen Abstecher nach Nordspanien nachzudenken. Der Wind
sollte einige Tage aus Nord bis Ost mit 3-5 Bft, in Spitzen vielleicht mal kurz
mit 6 Bft wehen. Die Welle schien uns mit max. 2 m moderat.
Doof allerdings, dass diese Dünung noch aus West kommen
sollte und sich wohl mit der neuen Nordost-Windsee überlagern würde. Wir
stellten uns durchaus auf Seekrankheit ein und darauf, dass es unangenehm sein
würde unter Deck zu sein. Auch nicht so schön waren die Aussichten auf zwei
praktisch mondlose Nächte, da es fast Neumond war. Und Nachtsegeln bei 6 Grad
Nachttemperatur ist natürlich auch nicht der Knaller.
Aber: Bessere Bedingungen kann es für die Biskaya eigentlich
nicht geben und eine Welle aus West steht hier praktisch immer. Also kochte ich
Nudeln und Bratlinge vor, schnitt Äpfel auf, wir bereiteten die Salonkojen mit
Leesegeln vor und los ging es kurz nach Sonnenaufgang unter Vollzeug bei N3-4,
also mit raumem Wind zwischen der Île de Ré und der Île d’Oléron hindurch. Der ganze
erste Tag war wunderbar, Sonnenschein und türkisfarbene See. Segeln wie aus dem
Bilderbuch. Wir versuchten unseren Windpiloten einzustellen, damit wir nicht
alles von Hand steuern mussten. Aber das klappte leider nicht. Mit der
Radsteuerung hier kommt er nicht so gut zurecht. Zu viel Widerstand und zu
träge, wenn größere Wellen den Kurs stören. Wir haben noch einen
Elektroautopiloten, aber der verbraucht zu viel Strom und lutscht zu schnell
die Batterie leer. Also hieß es: Steuern von Hand. Etwa 2 Tage lang alle 3
Stunden abwechseln und Kurs halten.
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Der Versuch mit dem Windpiloten |
Vor Einbruch der Dunkelheit refften wir das Groß, da der
Wind nachts zunehmen sollte. Das Vorsegel rollten wir weg, da der Wind nun
komplett von achtern kam. Es gab noch eine Suppe. Seekrank waren wir zum Glück
beide nicht und es passierte auch nicht mehr, obwohl natürlich die Welle noch
weiter zunahm.
Im Innern des Bootes war es laut, wie in einer
Waschmaschine. Obwohl die Seekoje gemütlich ist, wurde man ständig durch
irgendein Klappern oder schlagende Wellen unter Deck wieder wach. Draußen war es
anstrengend nur auf den Kompass zu starren und den Kurs zu halten. Der
Sternenhimmel war aber phänomenal. Schiffsverkehr gab es kaum, nur ein paar
Fischer. Das Boot rauschte mit 6 Knoten durch die Nacht.
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Der Sonnenaufgang nach der ersten Nacht |
Tagsüber wurde es wieder langsamer, wir segelten aber
gerefft weiter, da die Welle, die von achtern heranrauschte, gar nicht so klein
war. Die Wassertiefe fiel ab auf etwa 4000 m! Abends nahm der Wind wieder zu, auf 5-6 Bft, und damit auch
die Welle. Wenn man sich im Dunkeln etwas versteuerte, drohte eine Halse, die
nur der Bullenstander verhinderte. Und die Welle wurde unangenehmer, da nicht
mehr komplett von achtern. Luvte man zu sehr an, wurde es ebenfalls laut, vor
allem für den, der schlafen wollte,
Richtig krass wurde die Welle dann am Kontinentalschelf, als
die Wassertiefe sich in wenigen Seemeilen wieder auf unter 100 m verringerte.
Da mochte man nicht hinter sich schauen. Zur Rollbewegung kam nun auch ein
Surfen auf der Welle hinzu. Wer in der Koje lag, merkte, wie die Welle sich
sprudelnd unter dem Boot brach. Da konnte man nur nach vorn schauen und die
Meilen rückwärts zählen. Gerade nachts war der Wind leider immer stärker und
das Boot rannte dann wieder.
Am zweiten Tag und in der zweiten Nacht waren nie
irgendwelche anderen Boote in der Nähe. Da fühlt man sich sehr allein, komplett
auf sich und den Partner gestellt. Um einen herum nur Wasser, Wellen und ein
paar Seevögel. Kein WhatsApp. Nur einmal ein Anruf per Iridium an unseren
Freund Bene aus Flensburg, der für uns nach dem aktuellen Wetter schaute. Wir
wollten bei stärkerer Nordostwelle nicht nach Gijon, wo es vorm Yachthafen
viele Flachs gibt, sondern entschieden uns für den geschützteren Hafen von Avilés,
wo wir morgens bei Sonnenschein und fast Flaute einliefen. Etwas müde aber sehr
zufrieden waren wir nach 50 Stunden und 264 Seemeilen auf See also in Asturien
angekommen.
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Die Hafeneinfahrt von Avilés |
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Im Hafen von Avilés ... |
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... werden Teile für offshore-Windparks gebaut und verladen |
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Am Ende des Beckens ... |
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... endlich der Yachtbereich |
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MARRETJE's Liegeplatz in Avilés |
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