Durch den Kiel Kanal in die Ostsee

 Sturmtief – Trog – Tiefdrucksystem – Trog usw. (Teil 3)

Standort Dükerswisch im NOK. Es drohte wieder eine heftige Starkwindphase, die wir nicht hier sondern in einem der geschützten Häfen in Rendsburg verbringen wollten. Doch noch war davon nichts zu spüren. Dennoch war diese Kanalfahrt dann spannender als erwartet. Denn hinter der Weiche Breiholz nahmen wir eine Segelyacht in Schlepp: eine Breewijd 31 aus Amsterdam, die Motorprobleme hatte. Sie hatten in der Weiche in hohem Tempo einen der Pfähle für die Großschifffahrt gerammt und danach lief der Motor nicht mehr rund. Jetzt hatten sie eine große und mehrere kleine Beulen und eine Riss oben im Stahlrumpf. Das Stahlschiff wiegt ähnlich viel wie unser Boot. Aber unser Motor schlug sich wacker mit der doppelten Last.

Fahrt im NOK ...

... im Schleppverband mit einer Breewijd 31...

... nach Rendsburg

Wir fuhren dann zusammen mit der Breewijd 31 zuerst zum großen Yachthafen Rendsburg, da wir dort die besten Chancen auf einen Liegeplatz vermuteten. Aber dort war alles voll. Es gab schon Päckchen an den unmöglichsten Stellen im Hafen. Stau, überwiegend Rückreiseverkehr zur Nordsee. Dort wollten/konnten wir dann doch nicht liegen und zum Glück fanden wir im sympathischen Eider Yacht Club noch eine letzte freie Box, die breit und tief genug für uns war. Und sehr windgeschützt, was beim Sturm der folgenden Tage das wichtigste war. In Rendsburg schafften wir es in einer kurzen Regenpause endlich einmal, mit der Schwebefähre zu fahren. Etwas was wir schon früher mit der alten originalen Schwebefähre gerne gemacht hätten.

Unser geschützter Liegeplatz beim Eider Yacht Club

Die Rendsburger Schwebefähre



Nach vier Tagen hatte sich der Wind normalisiert, so dass wir unsere Kanalfahrt nach Kiel fortsetzen konnten. Wir hatten dann einige Wartezeit am Bezahlsteg in Holtenau zu überbrücken und der traurige Zustand des Bezahlautomaten ließ uns über die marode Infrastruktur des eigentlich doch so wichtigen Kanals nachdenken. Die kleinen Sportbootschleusen in Kiel sind ja schon seit Jahren außer Betrieb, jüngst ist die generelle Maximalgeschwindigkeit von 15 km/h auf 12 km/h reduziert worden, um weitere Schäden an den Böschungen zu vermeiden (nicht alle Motorbootfahrer wissen das schon), wegen dieser Schäden sind Abschnitte des Weges entlang des Kanals gesperrt (was insbesondere Schade für Radtouren ist), Kartenzahlung am einzigen Automaten im ganzen Kanal geht also auch nicht (wir hatten zum Glück noch ausreichend Bargeld an Bord) und als Innovation wird gefeiert, dass die Bezahlung jetzt im Internet möglich ist. Allerdings wird dabei verlangt, dass die Quittung auf einem DIN A4 Blatt ausgedruckt wird. Sehr unpraktisch. Wer hat schon einen Drucker an Bord? Selbst in unserem Boat-Office ist keiner.

Auf dem NOK geht es auch mal eng zu

Der Bezahlautomat im NOK

Zwei Stunden später hatten wir die Schleuse passiert. Prima, es gab eine reine Schleusung für Sportboote. Das Duzend Boote wirkte dabei etwas verloren in der großen Schleuse. Von diesen Booten hatte nur ein weiteres am Automaten bezahlt. Alle anderen hatten wahrscheinlich doch einen Drucker an Bord. Die Quittung wollte ohnehin niemand sehen. Falls solche Kontrollgänge dann doch eingeplant sind, würde ich dafür einen Holzpantoffel an einer Angelschnur empfehlen. Das ist bestimmt günstiger, als die Internet-App, und funktioniert vorzüglich.

Es war ja inzwischen schon zwei Uhr am Nachmittag. Doch es gab einen sehr passablen Wind und wir hatten deshalb noch Lust direkt in die Dänische Südsee zu segeln. Der Halbwindkurs nach Marstal lief echt Klasse und wir fanden sogar noch eine Box an Brücke 2 mit Blick auf den Kalkofen. Ups, Marstal hatte in unser Abwesenheit die Bezahlung von Hafenmeister-kommt-vorbei auf Automat umgestellt. Schade, aber immerhin funktionierte hier die Kartenzahlung, denn dänische Kronen hatten wir nicht an Bord.

Endlich wieder Ostsee-Segeln

von Kiel nach Marstal

Der Kalkofen in Marstal am Tag ...

... und in der Nacht

Es folgten noch schöne Segelschläge zum Ankerplatz vor Kørshavn/Avernakø, von dort zum Liegeplatz beim Fähranleger von Bjørnø und weiter zu einem Hafenplatz in der Mjels Vig. Dort trafen wir unsere Freunde Cornelia und Uli mit ihrer ANNE LOUISE und wir verbrachten einen netten gemeinsamen Abend, nur leider gestört von vielen aufdringlichen Mücken.

Am Ankerplatz vor Kørshavn/Avernakø

Abendstimmung vor Kørshavn/Avernakø

Am Anleger von Bjørnø (mit Holzofen-Badewanne)

Abendstimmung in Bjørnø

Am Anleger von Bjørnø

Bezahlautomat von Bjørnø

Im Hafen von Mjels Vig

Abendstimmung in Mjels Vig

Abendstimmung in Mjels Vig

Dann gönnten wir uns noch einen kurzen letzten Zwischenstopp in Marina Minde ehe es Tags darauf in den Heimathafen Flensburg und wieder in Richtung Alltag ging. Die folgenden zwei Nächte verbrachten wir noch an Bord, weil wir noch nicht ganz im Alltag ankommen wollten.

Abendstimmung in Marina Minde

Unsere Flaggenparade auf den letzten Meilen

Angekommen am Liegeplatz in Flensburg


Das Ende einer letztlich trotz den vielen Problemen am Anfang glücklichen Auszeit auf See, in der wir in 8 Monaten über 3.500 Seemeilen zurückgelegt haben.
Moment: das sind ja keine 15 Seemeilen am Tag!
Dafür braucht man doch nicht einmal 3 Stunden. Und was habt ihr sonst so gemacht? Davon erzählen insgesamt 4,5 Monate an reinen Hafentagen. Das Ende einer glücklichen Auszeit auch an Land.

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